

Digitale Innovation in der Modebranche
Im Gespräch mit Dr. Julian Hensolt, Co-Founder & CEO von Dresslife
Dresslife
Dresslife ist ein Start-up aus dem Fashion Tech-Segment, das eine Künstliche Intelligenz speziell für Mode entwickelt hat. Diese generiert Produktempfehlungen im E-Commerce, die dem persönlichen Stil sowie der Passform der Kundin oder des Kunden entsprechen. Das Start-up vertreibt seine Technologie als B2B-Lösung an führende internationale Modehändler. Zusätzlich ermöglicht die App für Endverbraucher ein digitales Shopping-Erlebnis – wie mit einem persönlichen Stylisten.
Produkt
Dresslife ermöglicht 1-to-1-Personalisierung für Mode mit höchstmöglicher Genauigkeit. Indem menschliches Feedback in eine speziell entwickelte Künstliche Intelligenz (KI) integriert wird, generiert die Technologie Produktempfehlungen, die dem persönlichen Stil und der Passform von Onlinekunden und -kundinnen entsprechen.
Was ist eure Vision bei Dresslife?
Unser Ziel ist, die weltweit führende Lösung in der 1-to-1-Personalisierung für Mode zu werden. Wir möchten die Umsätze der Modehändler relevant steigern sowie einen ökologischen Beitrag leisten, indem wir Retouren erheblich senken. Das weit verbreitete Bestellen von Kleidung in verschiedenen Größen, das Anprobieren und Zurücksenden ist zum Problem für Branche und Umwelt geworden. Das wollen wir ändern und dazu beitragen, die Abläufe in der Modeindustrie effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten. Daraus resultiert nicht zuletzt ein besseres Einkaufserlebnis für die Kundinnen und Kunden.

Wodurch zeichnet sich Shopping mit Dresslife aus?
Unsere Technologie generiert Produktempfehlungen, die sowohl den Modegeschmack als auch die optimale Passform der Kundin oder des Kunden berücksichtigen. In diesem Prozess haben sie die Option, aktiv Feedback zu geben. Dieses integrieren wir in unsere künstliche Intelligenz und schaffen so eine bestmögliche Genauigkeit der Empfehlungen. So bedeutet „One-to-one“-Personalisierung, dass jede Kundin und jeder Kunde in einem Online Shop ein auf ein persönlich zugeschnittenes Produktangebot sieht. Langes Suchen nach passenden Kleidungsstücken oder der richtigen Größe entfällt und die hohen Retourenraten in der Mode werden deutlich reduziert. Je mehr Informationen wir erhalten, desto akkurater sind die Produktempfehlungen. So können Menschen zum Beispiel Angaben zu Größe, Gewicht oder Körperform machen oder auswählen, welche Produkte ihnen gefallen bzw. nicht gefallen. Des Weiteren haben sie die Option, vor oder nach dem Kauf eines Artikels auf Passformprobleme hinzuweisen, wie z.B. dass Ärmel zu lang sind oder der Hemdkragen zu eng ist.
Was fasziniert dich persönlich am meisten an deinem Job?
Mich fasziniert die Chance, Innovation zu ermöglichen. Es ist ein gutes Gefühl, innerhalb einer Branche für effizientere und nachhaltigere Prozesse zu sorgen. Aus unseren Gesprächen mit den führenden internationalen Marken lernen wir unheimlich viel und freuen uns über die Möglichkeit, ihre Geschäftsabläufe zu optimieren.
Was waren für Dich und Euer Team während der Gründungsphase die größten Herausforderungen?
Ein Start-up aufzubauen und ein technisch hochkomplexes Produkt zu entwickeln, braucht Zeit. Dazu gehört ein gutes Maß an Geduld und Ausdauer. Das Etablieren eines neuen Produkts am Markt sowie der Aufbau von internen Prozessen und einer leistungsorientierten Kultur sind kräftezehrend. Es braucht Leidenschaft, um am Ball zu bleiben und Überlegtheit, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.
- $1 Mio. Förderung Niedersachsen/EFRE
- >10% Retourenrückgang
- 35 Mrd Retourenkosten (EU/US)
Worauf seid Ihr bislang besonders stolz?
Wir sind stolz darauf, dass wir dieses Jahr mit rund $1 Mio. durch das Land Niedersachsen gefördert werden. Die Förderung gilt der Weiterentwicklung unserer eigenen KI gemeinsam mit dem Institut für Informationsverarbeitung der Leibniz Universität Hannover.
Darüber hinaus konnten wir uns verschiedene Preise sichern, wie den „NVIDIA A.I. Retail Prize“, waren im März beim „Release It Pitch“ im Rahmen der SXSW Convention in Austin, Texas, und wir haben im Juni den Pitch bei der Future Stores Conference in London vor einem Publikum aus global führenden Retailern verschiedenster Branchen gewonnen.
Und natürlich sind wir stolz auf das ausgesprochen positive Feedback der Modehändler, mit denen wir weltweit vernetzt sind.
Das Land Niedersachsen fördert unser Konzept entscheidend und Hannover bietet uns als attraktiver Startup-Hub alles, was wir für die erfolgreiche Entwicklung unseres Unternehmens benötigen!
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Dr. Julian Hensolt, Co-Founder & CEO
Wo siehst Du weitere Marktpotentiale für Euer Angebot?
Grundsätzlich sind wir vor allem an der Zusammenarbeit mit führenden Marken und Händlern in Deutschland und den USA interessiert. Wir fokussieren uns auf die Unternehmen, die das Potenzial unserer Technologie erkennen und eine schnelle Umsetzung ermöglichen. Hier besteht aus unserer Sicht erhebliches Marktpotential!
Was ist Euer Erfolgskonzept?
Mit unserer Technologie verstehen wir sowohl die Produkte als auch den Endverbraucher ausgesprochen gut. Wir haben uns die Zeit dafür genommen, unser Produkt auf hohem Niveau zu entwickeln, bevor wir damit an den Markt gegangen sind. Zunächst war es notwendig, die Herausforderungen der Branche und unsere Zielkunden bis ins letzte Detail zu verstehen und alle Erkenntnisse immer wieder zu verarbeiten. Entlang dieser Prinzipien optimieren wir kontinuierlich.

Welche Services werden in der Mode immer wichtiger?
1-to-1-Personalisierung ist ein Thema, mit dem sich die Branche intensiv beschäftigt. Modehändler verlieren alleine in Europa und in den USA jährlich $100 Milliarden durch ineffektive Personalisierung. Aktuell erzielen Recommendation Engines für Mode eine Verbesserung der Konversionsraten von ca. 5 Prozent. Durch 1-to-1-Personalisierung kann diese Rate aus unserer Sicht mindestens verdoppelt werden. Globale Marktplätze investieren Milliarden in das Segment, um dieses Potenzial auszuschöpfen.
Ein weiteres Problem der Bekleidungsunternehmen sind die hohen Retourenraten. Für die Modehändler führt dies zu erheblichen Profitabilitätsnachteilen, da jedes retournierte Kleidungsstück zwischen 10 und 15 Euro kostet. Insgesamt belaufen sich die Retourenkosten von EU- und US- Modehändlern auf 35 Milliarden Euro. Die zur Optimierung dieser Quoten relevanten Daten existieren, jedoch wird das Potenzial vom Handel aufgrund mangelnder Datentransparenz nicht ausgeschöpft.
Mit unserer Technologie können wir für erhöhte Transparenz sorgen und die Abläufe in der Beschaffungskette verbessern.
Wo siehst Du Dresslife in 2025?
In 2025 sind wir der global führende Anbieter für „One-to-one“-Personalisierung in der Mode. Modehändler steigern ihre Umsätze mit unserer Technologie effektiv und die Retouren im Fashion ECommerce sind weltweit auf ein Minimum reduziert. Die erhöhte Transparenz führt zu einer besseren Nutzung der vorhandenen Daten und einer effizienteren Vernetzung und Planung innerhalb von Industrie und Beschaffungskette.

Warum ist Niedersachsen der richtige Standort für Dresslife?
Das Land Niedersachsen hat unsere Idee seit dem Start gefördert, und Hannover hat uns als attraktiver Startup-Hub alles geboten, was wir für die erfolgreiche Gründung brauchten: Die VentureVilla in Hannover unterstützt uns bei der Verwirklichung unserer Idee mit Büroräumen, Beratungsgesprächen und einem wertvollen Netzwerk sowie mit Kontakten in die Gründerszene vor Ort. Das war für uns die ideale Ausgangssituation, um Dresslife erfolgreich aufzubauen.
START-UP-SZENE IN NIEDERSACHSEN
Die Start-up-Plattform für Niedersachsen informiert über aktuelle News, Events, Hot-Spots und Unternehmen der Szene: www.startup.nds.de
Dresslife

- Unternehmenssitz: Hannover
- Gründung: 2017
- Gründer und Anteilseigner: Dr. Julian Hensolt, Djamal Oucherif
- Beschäftigte: 12