

Nachhaltiger Schiffsbau an der niedersächsischen Küste
Im Gespräch mit Thomas Saß, Director Sales Shipbuilding Division bei Fassmer GmbH & Co. KG
Fr. Fassmer GmbH & Co. KG
Die Fassmer-Gruppe ist als innovatives maritimes Unternehmen in sechs Geschäftsbereichen tätig: Schiffbau, Boote und Davits, Anlagenbau, Windkraft, Faserverbundtechnik und After-Sales-Service. Die Entwicklung und Produktion von Spezialschiffen hat bei Fassmer eine lange Tradition.
Wie würden Sie die Unternehmensvision von Fassmer beschreiben?
„Wagen und Gewinnen“: Unternehmerischer Mut, Durchhaltevermögen und ein umfassendes Know-How haben dazu beigetragen, dass sich Fassmer zu einem erfolgreichen Familienunternehmen im internationalen Vergleich entwickeln konnte. Bei uns treffen Kompetenz und Tradition aufeinander und stärken die Synergieeffekte zwischen unseren verschiedenen Produktbereichen. Gleichzeitig ist Fassmer dynamisch geblieben und investiert in Innovationen.

Was ist das Besondere an Ihrem Angebot? Was zeichnet Fassmer aus?
Fassmer hat sich auf die Entwicklung, Konstruktion und Fertigung technisch anspruchsvoller Schiffe spezialisiert. Zudem bieten wir Materialpakete, vorgefertigte Schiffbausätze, Detailpläne, technischen Support sowie Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für Schiffbauprojekte auf der ganzen Welt an.
Die Rettungs- und Tenderboote von Fassmer setzen immer wieder Maßstäbe in Punkto Sicherheit. Dabei arbeiten wir auch in Bezug auf die Entwicklung neuer Vorschriften eng mit internationalen Institutionen, wie zum Beispiel der IMO (International Maritime Organization), zusammen.
In den Bereichen Windkraft und Faserverbundtechnik werden innovative Fertigungsverfahren eingesetzt, die durch modernste und zum Teil automatisierte Fertigungseinrichtungen unterstützt werden. Unsere Kunden aus der Automobilbranche ebenso wie aus dem Bereich der Windkraft wissen unsere Qualität und Termintreue zu schätzen.
Wir sind stolz auf unser breit aufgestelltes Produktportfolio und wissen die Synergieeffekte, resultierend aus den verschiedenen Geschäftsbereichen, auch zum Wohle unserer Kunden zu nutzen.
Welche Spezialschiffe produzieren Sie und wie unterscheiden sich diese voneinander?
In der Marine sind die Anforderungen komplex. Moderne Überwasserschiffe müssen für ganz unterschiedliche Einsatzprofile konzipiert werden. Deshalb bieten wir ein modulares Designkonzept und die Integration flexibler Überwachungssysteme. Forschungs- und Vermessungsschiffe dagegen werden häufig für sehr spezifische Zwecke genutzt. Individuelle und einzigartige Entwürfe und Lösungen mit komplexer wissenschaftlich-technischer Ausstattung sind für den Einsatz in der Forschung gefragt. Fähren sollen vor allem sicher, ökonomisch und natürlich komfortabel eingerichtet sein. Seenotrettungskreuzer, Patrouillen- und Polizeiboote sind Einsatzmittel, die auch unter extremen Bedingungen schnell und vor allem sicher operieren müssen. So sind Seenotrettungskreuzer beispielsweise selbstaufrichtend konstruiert und gebaut. Offshore-Arbeitsschiffe sind auf die multifunktionalen Einsatz- und die Wartungsanforderungen der Offshore-Industrie ausgelegt. Unser Portfolio beinhaltet aber auch Ölbekämpfungsschiffe, Feuerlöschschiffe, Explorer Yachten und vieles mehr.

Worauf sind Sie besonders stolz oder auf welche Erfolge blicken Sie gern zurück?
Derzeit entsteht bei Fassmer das erste deutsche Behördenschiff mit einem LNG-Antrieb. Dieser umweltfreundliche Antrieb wandelt flüssiges Erdgas (Liquide Natural Gas) in Energie um. Der Bau der neuen „Atair“ wurde vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) Ende 2016 in Auftrag gegeben – durch den Einsatz von Flüssiggas als Brennstoff wird es deutlich weniger CO2 und so gut wie kein Schwefeldioxid, Stickstoff und Rußpartikel ausstoßen. Zuvor haben wir die erste in Deutschland hergestellte LNG-Fähre entwickelt und gebaut – echte Pionierarbeit.
Wo sehen Sie weitere Marktpotentiale?
Alternative Energiekonzepte und ein insgesamt umweltfreundliches Design sind schon heute große Themen in unserer Projektabteilung, die stetig an Bedeutung gewinnen.
In den letzten Jahren haben wir zudem unsere Kompetenz aus den Produktbereichen Schiffbau, Bootsbau und Anlagenbau im Bereich der Marine stetig ausbauen können und unter der Marke „Fassmer Defence“ gebündelt. So ist beabsichtigt künftig verstärkt auch an Ausschreibungen der Deutschen Marine teilzunehmen. Als Zulieferer sind wir aktuell in der laufenden Ausschreibung MKS180 eingebunden.
Ein weiteres für uns interessantes Marktsegment sehen wir im Bereich der Explorer Yachten. Hier können wir auf unsere Erfahrungen im Spezialschiffbau und aus diversen Yacht Refits zurückgreifen.

Was sind die strategischen Ansätze Ihres Unternehmens um weitere Marktpotentiale zu heben?
Der internationale Wettbewerb ist hart und internationale Anbieter können häufig günstiger produzieren. Wir überzeugen dagegen mit Kompetenz in zukunftsweisenden und umweltschonenden Technologien wie zum Beispiel LNG. Darüber hinaus sind wir mit unserer Organisation stark darauf ausgerichtet, die speziellen Wünsche unserer Kunden bei jedem Auftrag zielgenau umzusetzen. Hier profitieren wir von dem Know-how unserer Mitarbeiter ganz besonders in den Bereichen Entwicklung und Konstruktion. Mit unserer Unternehmenseigenen Konstruktionsabteilung sind wir nicht nur in der Lage schnell und flexibel auf die Wünsche unserer Kunden zu reagieren, sondern können uns auch immer wieder einen technischen Vorsprung erarbeiten.
Welche Länder stehen in Ihrem Exportgeschäft im Fokus?
Als international ausgerichtetes Unternehmen haben wir Kunden auf der ganzen Welt. Speziell im Rettungsbootsbau sind wir auf allen Kontinenten bekannt. Im Bereich Schiffbau sind wir in Südamerika gut aufgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt ist Südostasien und die EMEA.
An der niedersächsischen Küste finden wir eine besondere Dynamik und ein großes Zukunftspotenzial vor. Der maritime Sektor in Niedersachsen bietet hervorragende Rahmenbedingungen und klare Perspektiven für erfolgreiches unternehmerisches Wachstum.
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Thomas Saß, Vertriebsleiter
Was ist Ihr Erfolgskonzept?
Wer Tradition mit Innovationen verknüpft und dazu motivierte Mitarbeiter hat und diese fördert, wird auch in Zukunft Erfolg haben.
Welche Bedeutung hat die Ausbildung von Auszubildenden im Unternehmen?
Fassmer bildet seit Jahrzehnten erfolgreich im gewerblichen und kaufmännischen Bereich aus. Da auch wir den demografischen Wandel und den daraus resultierenden Fachkräftemangel spüren, wird die Ausbildung der benötigten Fachkräfte für uns umso wichtiger. 2019 haben viele junge Menschen ihre Lehre bei uns begonnen und wir freuen uns, dass regelmäßig eine große Anzahl auch im Anschluss an ihre Ausbildung bei uns bleibt.
Zusätzlich führen wir seit Jahren erfolgreich duale Studiengänge im Ingenieursbereich durch und gewinnen so unsere Spezialisten und Führungskräfte von morgen.
Neben der Ausbildung und den dualen Studiengängen ist aber auch die langfristige Bindung unserer Mitarbeiter an unser Unternehmen entscheidend. Daher arbeiten wir stetig daran, ein attraktiver und moderner Arbeitgeber zu sein. Seit einiger Zeit haben wir beispielsweise mit der Einführung von Gleitzeit einen großen Schritt in Richtung Arbeitszeitautonomie unternommen und tragen so zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei. Ein Gesundheitsmanagement und Firmenfitness sind weitere Angebote, die unsere Mitarbeiter in Anspruch nehmen können.

Was schätzen Sie am Standort Niedersachsen besonders?
Der Hauptsitz der Fassmer Gruppe befindet sich in Berne/Motzen an der Weser. Dort sind unsere Unternehmensbereiche Verwaltung, Entwicklung und Konstruktion, Design, Produktion und Service schon seit Jahren ansässig.
An der niedersächsischen Küste finden wir eine besondere Dynamik und ein großes Zukunftspotenzial vor. Der maritime Sektor in Niedersachsen bietet hervorragende Rahmenbedingungen und klare Perspektiven für erfolgreiches unternehmerisches Wachstum.
Ihr Wirtschaftsstandort in Europa
Fr. Fassmer GmbH & Co. KG

- Unternehmenssitz: Berne
- Gründungsjahr: 1850
- Umsatz: 150 Mio.
- Beschäftigte: 1.500
- Ausrüstungspier über 270m
- Wichtige Schwerpunkte: Schiffbau, Boote und Davits, Anlagenbau, Windkraft, Faserverbundtechnik, After-Sales-Service