
Digitale Transformation durch Veränderungsmacher
Im Gespräch mit Aline Henke, Geschäftsführerin der hankensbütteler kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG, Clemens Schulze und Kevin Ruschitzka, Fachkräfte und Veränderungsmacher
Kunststoff in Form
Die hankensbütteler kunststoffverarbeitung spezialisiert sich seit 1972 auf die Fertigung von Teilen aus Kunststoffspritzguss für die Automobilindustrie. Das Unternehmen nimmt an dem Pilotprojekt „VeränderungsMacher“ teil: ein innovatives Weiterbildungskonzept der Demografieagentur für die Wirtschaft GmbH und der 4 A-SIDE GmbH für kleine und mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, die Veränderungsmacherinnen und Veränderungsmacher auszubilden, die die digitale Transformation im eigenen Unternehmen vorantreiben.
Frau Henke, bitte stellen Sie uns die hankensbütteler kunststoffverarbeitung vor.
Mein Vater hat das Unternehmen gegründet, um Metall-Teile in Fahrzeugen durch Kunststoff zu ersetzen und sie dadurch leichter zu machen. Das ist auch heute noch unser Ziel. Unser Schwerpunkt ist die Automobilindustrie: Wir produzieren von manchen Teilen jährlich 20 Millionen Stück. An 30 Spritzgussmaschinen stellen wir ca. 1.500 verschiedene Artikel her. Das Unternehmen hat mit fünf Mitarbeitenden angefangen – mittlerweile sind wir rund 90.

Herr Schulze und Herr Ruschitzka, was hat Sie motiviert am Projekt „VeränderungsMacher“ teilzunehmen?
Wir sind im Qualitätsmanagement und in der Produktion tätig. Wir wollen Prozesse für unsere Kolleginnen und Kollegen einfacher, schneller und besser gestalten und sind gerne Ansprechpartner dafür. Wenn Veränderungen in der Praxis funktionieren und andere daran Spaß haben, fühlen wir uns bestätigt.
Frau Henke, wie profitiert Ihr Unternehmen von der Initiative?
Die zusätzliche Qualifikation nutzt allen Bereichen des Unternehmens. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass von Mitarbeitenden angestoßene Veränderungen länger haltbar sind und anders wahrgenommen werden. Die Veränderungsmacher haben gelernt, was möglich ist und wie sie Prozesse verbessern. So arbeiten wir im Unternehmen lösungsorientiert.
Durch ein Transfer-Projekt im eigenen Betrieb soll das Gelernte in die Praxis umgesetzt werden. Herr Schulze und Herr Ruschitzka, welches Projekt konnten Sie umsetzen?
Wir haben uns mit der Digitalisierung der Werkerselbstkontrolle beschäftigt: Bisher werden pro Schicht zwei Qualitätskontrollen an jeder Spritzgussmaschine durchgeführt. Hierbei werden Bauteile durch Prüfpläne – bisher handschriftlich – kontrolliert und dokumentiert. So garantieren wir, die Kriterien der Kunden zu erfüllen. Diesen Prozess haben wir bereits durch den Einsatz von Tablets digitalisiert und entwickeln derzeit noch spezielle Datenbanken. Wir haben mit einer Spritzgussmaschine gestartet, damit sich auch langjährige Mitarbeiter daran gewöhnen. Je nachdem wie das Feedback ausfällt, werden wir die Tablets auf die ganze Produktion ausweiten. Hierbei haben uns Expertinnen und Experten aus dem Projekt unterstützt.
Herr Schulze und Herr Ruschitzka, wie nutzen Sie Ihre neuen Qualifikationen langfristig?
Ein Unternehmen lebt von Veränderungen. Wir haben in fünf Modulen verschiedene Techniken kennengelernt, wie wir diese Veränderungen gestalten können. Außerdem war der Austausch mit anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gewinnbringend. So haben wir neue Impulse und Ideen bekommen, die wir in unser Unternehmen einbringen. In Zukunft erkennen wir Handlungsbedarf leichter und entwickeln daraus einen Veränderungsprozess.
Frau Henke, empfehlen Sie anderen Unternehmen die Teilnahme am Projekt?
Ja. Es war ein voller Erfolg. Wir werden mit dem Wissen daraus weitere Veränderungsprozesse anstoßen. Ich sehe an meinen Teilnehmern, dass sie viel mitgenommen haben und daran gewachsen sind. Die Umsetzung effektiver Projekte und die Kombination aus Theorie und Praxis hat mir besonders gefallen. Die Initiative schafft ein Klima, in dem wir gemeinsam nach vorne kommen. Und das wiederum sichert die Fachkräfte im Unternehmen.
Bildcredits: Land Niedersachsen - Lando Hass
Strategiedialog Automobilwirtschaft

Das Projekt „VeränderungsMacher“ geht aus dem Strategiedialog Automobilwirtschaft in Niedersachsen hervor. Die Veränderungen der Mobilität und damit verbundene Herausforderungen stehen in Niedersachsen besonders im Fokus: Die Automobilwirtschaft ist die wichtigste Industriebranche und Mobilität eines der zentralen Zukunftsthemen des Landes. Der Strategiedialog wird von der Niedersächsischen Landesregierung, der IG Metall Niedersachsen/Sachsen-Anhalt und dem Verband der Metallindustriellen Niedersachsen initiiert. So sollen die Stärken des Industriestandortes Niedersachsen erhalten und ausgebaut werden.