
Neue Technologie gegen globale PET-Probleme
Im Gespräch mit Carsten Eichert, Geschäftsführer der RITTEC Umwelttechnik GmbH, und Prof. Dr.-Ing. Stephan Scholl, Leitung des Instituts für Chemische und Thermische Verfahrenstechnik der TU Braunschweig
revolPET: Die PET-Revolution
RITTEC entwickelt technologische Lösungen für die Erhöhung der Wertschöpfung in der Ressourcensicherung. In Kooperation mit dem Institut für Chemische und Thermische Verfahrenstechnik der TU Braunschweig realisierte das Lüneburger Unternehmen die Innovation für Recycling: revolPET.
Herr Eichert, Sie hatten die Idee, PET zu recyceln und die Einzelstoffe wiederverwertbar zu machen. Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit der TU Braunschweig aus?
Wir arbeiten seit 2016 gemeinsam an diesem Projekt. Mit der Förderung innerhalb der Maßnahme „Plastik in der Umwelt“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung konnten wir 2017 durchstarten. Viele der Forschungsthemen werden in Kooperation mit der TU Braunschweig im Rahmen von Promotionsarbeiten durchgeführt. Zusätzlich haben wir gezielt Studierende verschiedener Studiengänge, insbesondere des Bio- und Chemieingenieurwesens sowie des Umweltingenieurwesens in die Forschung miteinbezogen. So konnten wir schnelle Ergebnisse generieren. Mittlerweile arbeiten daran bis zu sechs Angestellte plus Studierende.

Was zeichnet revolPET aus? Und wie funktioniert die Technologie?
In Deutschland werden jährlich rund 350.000 Tonnen PET verbrannt. Das Problem sind besonders bunte Verpackungen, beispielsweise von Wurst oder Käse. Diese können aufgrund ihrer Beschichtung nicht recycelt werden. Nach weniger als einem Jahr Forschung hatten wir die Lösung, um 95 % dieser Verpackungen wiederverwertbar zu machen. Das haben wir als Patent angemeldet. Mit unserem Extender brechen wir die Polymere der Verpackungen in einem chemischen Verfahren auf. Die entstehenden Monomere bereiten wir dann so auf, dass sie wieder genutzt werden können. Das funktioniert mit PET-Flaschen, Verpackungen oder polyesterhaltigen Textilien.
Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser Innovation?
Wir wollen den Prozess des Aufbrechens der Polymerketten nicht nur absatzweise durchführen, was 30 bis 40 Minuten dauert. Wir wollen einen kontinuierlichen Prozess mit zwei bis drei Minuten Dauer entwickeln. Das bedeutet bessere Qualität und ist gleichzeitig ressourcenschonender und kostengünstiger als das bisherige Verfahren.
Das Besondere daran ist, dass die daraus gewonnenen Moleküle, die Monomere, unabhängig von der Herkunft der Polymere und damit auch höherwertiger angewendet werden können. Zum Beispiel können aus Textilien Flaschen hergestellt werden. Eine große Vision ist, unsere Konzepte und Ideen bereits an Produktdesigner zu geben. So verbessern und steuern wir das Recycling ab Beginn des Prozesses einer Verpackung.
Seit Oktober 2019 wird das Recyclingverfahren in einer Technikumsanlage experimentell erprobt und optimiert. Was ist für die Zukunft geplant?
Die nächste Stufe ist der Bau einer Komplettanlage für chemisches Recycling von PET in einer größeren Halle in der Nähe von Braunschweig. Dann beginnt der Vertrieb an die Zielgruppen Recycler und PET-Hersteller – zunächst hautsächlich europaweit. Bald startet aber beispielsweise auch ein Projekt in Brasilien.
Auf welche Erfolge blicken Sie gerne zurück?
Wir haben ein patentiertes Verfahren entwickelt, das einzigartig den Nerv der Zeit trifft: Es beseitigt ein enormes Problem – Müll durch Verpackungen – und ist ressourcenschonend und nachhaltig. Durch das Verfahren können im Vergleich zur Gewinnung der Monomere aus Erdöl 60 % CO2 eingespart werden.
Mit dieser Innovation haben wir den Next Economy Award 2021 der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. und den Innovationspreis Niedersachsen im Bereich Wirtschaft 2018 gewonnen. Unsere Technologie für die Lösung der globalen Probleme rund um PET-Verpackungen hat überzeugt.
Bildcredits: Land Niedersachsen - Lando Hass